Sonntag, 18. August 2013

Die Rückkehr des Monolithen

No playing around no more! 60 Millionen Dollar schwerer und hochmotiviert nehmen sich Nikola Pekovic, Kevin Love und Ricky Rubio (l. n. r.) vor, die Playoffs an sich zu reißen. 


"Weil er der Held ist, den Gotham verdient, aber nicht der, den es gerade braucht. 
Also jagen wir ihn, weil er es ertragen kann, denn er ist kein Held, 
er ist ein stiller Wächter, ein wachsamer Beschützer, ein dunkler Ritter." 


Die Bürger von Los Angeles
auf der Suche nach ihrem Antihelden.

In ihren Uniformen haben NBA-Spieler ein bisschen was von Superhelden. Und so kann auch jede Spielzeit als epischer Teil einer Comicreihe gelesen werden. Was ist in den letzten Ausgaben passiert? Nachdem der dunkle Ritter von Los Angeles versucht hatte, Superman in ein Robinkostüm zu zwängen, erkannte dieser, dass in der Stadt der Scheinwerfer Platz für nur ein Batsignal am Himmel war. Daraufhin zog sich Superman zurück und band sich eine Rakete um die Schultern. In der Hoffnung, das Fliegen neu zu erlernen und, wie in den Saisons davor, wieder in galaktische Höhen aufzusteigen. Der dunkle Ritter ist zunächst gefallen, begleitet von einer Menge Hohn und Verachtung.  Kobe Bryant, der wie kein Anderer Spieler seiner Generation das One-Man-Heldentum und den Glanz der Liga verkörperte, ist der Held, den eine Stadt wie Los Angeles verdient, derzeit aufgrund der miesen Verfassung des Lakerskaders jedoch nicht braucht. Die Clippers haben ihm vorerst den Rang abgelaufen und wachen als Kollektiv über die Stadt, die Sie gleich in Lob City umbenannt haben. Ob Sie sich langfristig etablieren können ist fragleich, denn ihr glänzendes Auftreten als frischer und dynamischer Contender hat aufgrund der Big-Situation ebenfalls deutliche Schrammen. Kobe kann dies vorerst still ertragen. Das letzte Kapitel ist hier jedoch sicher noch nicht geschrieben.

Wie schlecht war diese Metapher? Wie auch immer. An den Timberwolves ist wenig heldenhaft und so ist es passend, dass ihr Center einem Comicschurken, dem interstellaren Soldaten NON aus Superman, gleicht. Nach eigener Befreiung aus seinem 2D-Glasgefängnis einigte sich der Montenegriner kürzlich mit den Wölfen auf einen 5-Jahres-Vertrag, der ihm 60 Millionen Dollar zahlen wird, wozu Bonuszahlungen von bis zu 8 Millionen Dollar hinzukommen könnten. Im Folgenden sollen einige Punkte geklärt werden, die in den unterschiedlichen Reaktion auf seinen Vertrag aufkamen.  

12 Millionen Dollar pro Jahr ist für einen durchschnittlichen und verletzungsanfälligen Center wie Pekovic zu viel Geld. Hinzu kommt, dass seine Produktivität und offensive Rolle drastisch zurückgehen wird, da Kevin Love zurückkehrt.
Hierfür müssen wir die Verträge anderer Center sowie die Umstände der Unterzeichnung vergleichen. Außerdem müssen wir untersuchen, inwieweit sich Loves Präsenz als Frontcourtpartner auf Nikolas Offensive auswirkt.
Sortiert man startender Center, die mindestens noch 2 Jahre garantiert Gehalt erhalten, nach dem Jahresdurchschnittsgehalt, sowie einiger Statistiken, die Sie in der Saison vor der Unterzeichnung erbracht hatten, ergibt sich folgende Liste:
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Das Durchschnittsjahresgehalt dieser Gruppe beläuft sich auf 12.490.271 4 $. Nimmt man Topverdiener Howard heraus, schrumpft dieser Wert auf knapp 200.000 $ unter dem, was Pekovic in Zukunft für seine Bedürfnisse ausgeben darf (ich tippe grob auf Karrenladungen voll rohem Fleisch, Kerker-Einrichtungsgegenstände und XXL-Morgensterne). Ein Großteil dieser Gehälter wurde zu den Konditionen der alten CBA-Vereinbarung unterzeichnet , als die Caprestriktionen noch nicht so streng waren. Dennoch ist meiner Meinung nach nicht davon auszugehen, dass die individuellen Beträge nicht so stark gesunken wären, als dass Pekovic mit seinen 12 Millionen als offensichtlicher Albatross-Vertrag auffallen würde. Die Inbezugnahme von BoxScore-Statistken unterschätzt defensiv orientierte Center wie Noah und Hibbert, was ich durch die Listung des individuellen defensiven On/Off-Wertes in Verbindung des Team-Drtg ausgleichen wollte. + oder - nach dem O/DRtg-Wert gibt an, ob das Team in dieser Spielzeit überdurchschnittlich (+) oder unterdurchschnittlich (-) abschnitt. 

Spieler, die zweifelsohne größeres Potential haben, auf ein Spiel positiven Einfluss auzusüben, da Sie entweder als wahrer Defensivanker oder offensiv-sowie-defensivstarker Spieler agieren können (Howard, Hibbert, Gasol, Chandler) werden adequat besser bezahlt. Im Vergleich der Leistung zu anderen Centern pendelt sich Pekovic mit seinem neuen Vertrag jedoch in einer Gehaltsregion ein, in die er allemal gehört. Betrachtet man isoliert  Pekovic Leistungsfähigkeit als standender, offensivorientierter Center, kann IMO demnach kaum ein schlagendes Argument gefunden werden, dass ihn deutlich unter die 12-Millionen-Dollar-Marke setzt. Die Verlertungsafälligkeit ist jedoch besorgniserregend. Kein anderer Spieler dieser Gruppe fehlte die letzten beiden Jahre durchschnittlich so lange wie Pekovic, wobei man annehmen kann, dass er bei besserer Teamleistung 2012-13 seltener geschont worden wäre.

Nun zu der Annahme, dass Pekovic Produktivität und Rolle verkümmert, wenn er sich das Feld mit All-Star Kevin Love teilt. Evan Zamirs NBAWowy!-Tool mit detailierten On/Off-Zahlen und das Player vs. Player-Tool auf NBA.com/stats spucken einige Zahlen aus, die hier interessant sind:


Für die Saison 2013 haben wir aufgrund von Loves Verletzungsproblemen geringe Aussagekraft, jedoch hatte Pekovic bereits 2012 keine Probleme, neben Love seine Offense aufrecht zu erhalten.  Teilte er sich das Feld mit Kevin Love, nahm er ähnlich viele Würfe und sorgte als Anspielstation unter dem Korb weiterhin für Gefahr, die oft nur durch ein Foul eingedämmt werden konnte. 

Kevin Loves Spacing macht das Leben Pekovics sogar einfacher. Spielte er mit Love, war er seltener gezwungen, Würfe außerhalb seiner Range zu nehmen. Nahm er neben Kevin Love 19% seiner Würfe in Ringnähe und nur 2% aus der Mid-Range, schrumpfte die Zahl der Würfe in der Zone um 4%, die sich auf die Mid-Range ausschlugen. Zamirs NBAWowy!-Tool illustriert dies anhand der Shot Chart für diese Saison: 
Kevin Love hat als Frontcourtspieler die besondere Gabe, unter dem Korb genauso hohe Gefahr auszustrahlen wie einige Meter davon entfernt, und wie auch hinter der Dreierlinie. Diese Eigenschaft hilft dem klassischen Rücken-zum-Korb Center Pekovic, tiefer in den Raum zu sinken, aus derer hocheffizient ist. Sitzt Kevin Love auf der Bank, sind Pekovic Würfe viel weiter gestreut . Da die Timberwolves über wenig Gefahr von Außen verfügten, war es für gegnrische Teams einfacher, Pekovic gar nicht erst in seinen Sweet Spot kommen zu lassen und agressiver zu Doppeln, wodurch er öfter gezwungen war, Würfe  zu nehmen, die ihm von der Distanz nicht liegen. Pekovics Offensivspiel wird demnach durch Kevin Love gefördert, da Sie offensiv verschiedene Räume bearbeiten. 
Interessant ist auch, dass Loves Freiwurfausbeute rapide sinkt, wenn er Pekovic an seiner Seite hat. Für eine Go-To-Option finde ich auch dies von Vorteil. Als beliebtes Hackopfer dieser Umstand Loves Spiel über die Saison hinweg konstanter machen, da er sich nicht ständig im Post abrackern muss. Dass viele dieser Fouls auf den ebenfalls starken Offensivrebounder Pekovic verteilt werden, ist aufgrund seiner Freiwurfstärke und physischen Kraft völlig in Ordnung. 

Schön und gut, aber nun haben die Timberwolves die nächsten beiden Jahre 24 Millionen Dollar in einem Frontcourtpaar verbucht, das defensiv unterdurchschnittlich ist.
Love und Pekovic spielen Defe....uff.
Dem ist nicht viel entgegenzusetzen. Pekovic und Love sind keine starken Verteidiger und trotz der Emphasis auf Teamdefense wird es gerade aufgrund der viel zitierten Flügelsituation nicht einfach, ohne einen defensivenstarken Big, der auch mal länger spielen kann, die Defensive stabil zu halten. Erschwerend kommt hinzu, dass Defensivkoordinator Bill Bayno das Team in Richtung Toronto verlassen wird und durch den jungen David Adelman ersetzt wird, dessen einzige Station als Head Coach eine High School war. Inwieweit ist der Tradeoff von potentiell guter Offense gegenüber schlechter Defense für den Playoffeinzug entscheidend? Letztes Jahr hatte laut ORtg und DRtg von den westlichen Playoffteilnehmer nur Memphis eine deutlich unterdurchschnittliche Offensive (-1.0 pro 100 Ballbesitzen unter Durchschnitt), dafür gleich drei Mannschaften eine unter- bis durchschnittlche Defensive: Los Angeles -0,7; Houston -0,2; Golden State, +0,4). 2012 waren nur 2 westliche Playoffteams offensiv unterdurchschnittlich (Dallas -1,3; Memphis -0,6), dafür ganze 5 Teams unter- bis durchschnittlich (Denver -1,6; Jazz -1,5; Clippers -1,1; Rockets -0,6; Lakers +0,2). Inwieweit dies Aussagekraft für die nächste Spielzeit hat ist nach dem Wettrüsten der westlichen Mannschaften schwierig zu sagen. Dennoch gibt es Hoffnung - angenommen die Offensive der Timberwolves wird wirklich so gut klicken wie von vielen erhofft. Pekovic ist für diese Hoffnung trotz der defensiven Zweifel mit ausschlaggebend. Der räumliche Effekt, den Love auf ihn hat wird durch Martin und einen hoffentlich verletzungsfreiem Chase Budinger verstärkt, wodurch er als volume „putter“ noch effizienter werden sollte.

Aber Ricky! Was ist mit Ricky?! Jetzt kann er keine 5-Jahres-Designated-Player-Extension mehr bekommen, da diese nur im Anschluss eines Rookievertrag möglich ist. Und Peks Extension folgte auf einen Rookievertrag! *sniff*
Es ist zwar richtig, dass nur ein Spieler pro Mannschaft nach Ablauf seines Rookievertrags diese besondere Extension bekommen kann, jedoch hat Peks Deal keinerlei Einfluss darauf. Ignorieren wir, dass diese Extension an Kevin Love hätte gehen müssen (KAAAAAHN!), ist dieser Slot für Ricky immer noch frei. 

Nicht jeder Rookievertrag ist gleich und Pek ist sowieso ein europäischer Sonderfall. Ricky und Kevin qualifizieren sich für die Post-Rookie-5-Jahres-Designated-Player-Extension, da Beide als Erstrundenpicks an die Gehaltsskala für Erstrundenpicks gebunden sind, für die all die Mechanismen - wie eben diese besondere Extension - greifen. Für Zweitrundenpicks gibt es keine Gehaltsskala. Je nach Bedarf können Mannschaften Gehälter mit ihren Zweitrundenpicks aushandeln. Diese Regelung ist ein „loophole“ für Europäer wie Pekovic, die vom Talent her eigentlich als Erstrundentalente gelten. Vor der Draft spielte Pekovic zu einem lukrativen Deal bei einem europäischen Spitzenverein, wodurch das Risiko bestand, dass Pek den Wechsel in die NBA einfach verweigern könnte, wäre er an ein Erstrundengehalt gebunden gewesen, welches sein europäisches Gehalt nicht deutlich übersteigt. Somit war Pekovic bereits im Vorhinein ein Lock für den ersten Pick der zweiten Runde, wobei es nur darum ging, wer diesen Pick durch "Leistung" oder Trade bekommt.  Die gleiche Prozedur fand bei Luis Scola, Maciej Lampe und Alex Abrines statt. Somit konnte Pekovic nun einen 5-Jahres-Vertrag als üblicher (restriktierter) Free Agent unterschreiben, ohne als Post-Rookie zu gelten.
 
Trotzdem ist das fünfte Jahr schwachsinnig.
Kann man sicherlich so sehen, da Pekovic bereits in 2 Jahern 30 wird. Eine Teamoption hätte zumindest nicht geschadet, sollte sich Nikolas Verletzungsanfälligkeit ein Problem bleiben oder seine Hände an "Perkinson" erkranken sollten. Der oben erwähnte positive Effekt Kevin Loves, der durch weitere Shooter verstärkt werden sollte, müsste dafür Sorgen, dass Pekovic diese Vertragssumme durch seine Effektivität wie Effizienz einspielt, sodass er selbst als Tradematerial interessant bleiben sollte. Dazu beruht Nikolas Spiel nicht auf Athletik, sondern auf seiner Kraft und offensiven Intelligenz, wodurch man annehmen kann, dass der körperliche Abbau sich in den letzten beiden Vertragsjahren in Grenzen halten wird und er, so wie scheinbar viele Bigs in der Liga, auch in den ersten Jahren seiner 30er produktiv bleiben sollte.

Wir bauen auf euch.
Zwei weitere Faktoren könnten in die Länge des Deals reingespielt haben können. Zum einen betreut Nikola Pekovics Agent, Jeff Schwartz, auch Kevin Love, der nach dem Extension-Fiasko um Loves Vertrag (KAAAAAAHN!) alles Andere als gerne nach Minnesota reist. Kevin Loves Vertragssituation würde ihm erlauben, in 2 Jahren aus Minnesota zu fliehen. Es ist ein Muss für das Managment, in der nächsten Saison den Love-Pekovic-Rubio-Kern in voller Stärke zu sehen um in dem Jahr darauf zu entscheiden, ob man Kevin Love tradet oder doch versucht, ihn zur Unterzeichnung eines weiteren Vertrags zu überreden. Eine Verletzung Pekovics wäre ein Fiasko, da weiterhin keine wirklichen Schlüsse über die Leistungsfähigkeit dieses Trios gegeben werden könnte. Das Zusammenspiel dieser Faktoren könnte dafür gesorgt haben, dass die Timberwolves sich bereit erklärt haben, die von Pekovic angeblich geforderten 60 Millionen Dollar über 4 auf ein weiteres, voll garantietes Jahr zu ziehen, wenn Pekovic seien Teilnahme an der EuroBasket absagt und somit garantiert zum Saisonstart einsatzfähig und erholt ist.